Tumor ist nicht gleich Tumor
Der "Krebs" ist ein Schreckensgespenst ohne klare Gestalt in vielen Köpfen der Tierhalter. Oft haben Hunde- und Katzenhalter das Gefühl, man müsse sein Tier wohl oder übel durch den Krebs verlieren.
In dieser kurzen Übersicht, möchten wir ihnen aufzeigen, dass nicht jeder Knoten, der entdeckt wird bösartig sein muss und dass es auch bei "malignen" Tumoren durchaus Therapieansätze gibt, die unsere Haustiere vielleicht nicht immer komplett heilen, aber ihr Leben durchaus verlängern können.
Das Ziel der Therapie muss immer sein, den Tieren die bestmögliche Lebensqualität, auch während der Therapie zu gewährleisten.

Die meisten Tumoren beim Hund finden wir vorwiegend in der Haut, im Milchdrüsengewebe oder im Bauchraum. Weiter gibt es auch Knochentumoren, Tumoren der inneren Organe, des Nervensystems oder der Harn- und Geschlechtsorgane.
Tumoren der Haut werden vom Besitzer oft zu Hause entdeckt und können bei einem allgemeinen Check beim Tierarzt abgeklärt werden. Viele kleine Knoten die im Alter auftreten können gutartige Fetttumoren oder „Alterswarzen“ d.h. Tumoren der Haaranlagen, der Talg- und Schweißdrüsen sein. 70-80 % der Knoten die in der Haut auftreten sind beim Hund gutartig. Der bösartige Mastzelltumor kann aber je nach Erscheinungsbild nicht von einem gutartigen Knoten unterschieden werden. Es ist deshalb immer ratsam, den Knoten nach Form, Farbe, Verschieblichkeit, und Juckreiz zu beurteilen und eine kleine Probe zu entnehmen. Es kann eine Feinnadelaspiration oder eine kleine Stanzbiopsie entnommen werden, ohne dass der Hund dafür in Narkose gelegt werden muss. Anhand des Zelltyps kann meist eine Diagnose gestellt werden. Im Falle eines bösartigen Tumors kann dieser nun zum frühestmöglichen Zeitpunkt chirurgisch entfernt werden. Bei kleinen Knoten, die früh entdeckt werden, kann der Chirurge meist einen genügend grossen Abstand zum Tumor einhalten und alle entarteten Zellen erwischen. An ungünstigen Stelle, z.B. an Gelenken wo nicht viel Gewebe vorhanden ist und ständige Bewegung auf die Naht kommt, kann zusätzlich eine medikamentöse Therapie (Chemotherapie) oder Strahlentherapie eingesetzt werden.
Chirurgie
Es können nicht nur Tumoren der Haut entfernt werden, auch Tumoren der inneren Organe sind grundsätzlich operabel. Es wird vorgängig abgeklärt, ob das Tier nicht bereits an Metastasen leidet. Es werden Röntgenbilder der Lunge angefertigt, die regionalen Lymphknoten können angestochen werden um nach Krebszellen zu suchen und es wird ein Ultraschall des Bauchraumes empfohlen. Ist beispielsweise ein einzelner Knoten auf der Milz vorhanden, kann diese komplett entfernt werden. Der Hund kann ohne seine Milz auskommen und kann danach noch viele Jahre leben. Ein Lymphom auf der Niere kann durch die Entfernung er betroffenen Niere geheilt werden. Die Prognose für das Tier hängt von der Anzahl Tumoren und deren Neigung zum Metastasieren ab. Ein einzelner Knoten, der entfernt werden kann, hat prinzipiell eine gute Prognose.
Die Bestrahlung
Die Bestrahlung erfolgt in mehreren Sitzungen an einem Zentrum für Onkologie. Eine Bestrahlung dauert 2-5 Minuten und das Tier wird dazu in Kurznarkose gelegt. Mit den modernen Linearbeschleunigern mit Photonen- und Elektronenstrahlung ist es möglich, nur den Tumor und ein umliegender Sicherheitsraum zu bestrahlen und somit gesundes Gewebe zu schonen. Je nach Grösse und Bösartigkeit des Tumors kann kurativ (heilend) oder palliativ (lindernd) bestrahlt werden. Bei der palliativen Bestrahlung wird der Tumor soweit als möglich verkleinert, um die Symptome der Erkrankung zu mildern und dem Tier ein wenn möglich schmerzfreies Leben zu ermöglichen.
Die medikamentöse Bekämpfung von Krebszellen, auch Chemotherapie genannt beschränkt sich bei Hund und Katze meist auf die Hemmung des Wachstums des Tumors, im besten Falle auf die Vernichtung aller Zellen. Es wird jedoch nicht wie beim Menschen das komplette Verschwinden des Tumors angestrebt, sondern die palliative Therapie, um dem Hund die schweren Nebenwirkungen einer Chemotherapie zu ersparen. Mit diesen niedrigen Dosen zeigt der Patient in manchen Fällen nur etwas Durchfall und Übelkeit. Er verliert jedoch weder sein Fell noch fühlt er sich tagelang krank. Die meisten Hunde kommen schwanzwedelnd wieder aus der Klinik nach der oralen oder intravenösen Gabe des Medikaments. Die Chemotherapie wird in mehreren Sitzungen durchgeführt und das Blut wird regelmässig kontrolliert. Sind die weissen Blutzellen zu niedrig, wird eine Pause eingelegt. Ein weiterer Therapieansatz ist die metronomische Chemotherapie. Hierbei werden sehr niedrige Dosen des Medikaments verabreicht, um das Stützgewebe und die Blutzufuhr des Tumors zu schädigen. Das Wachstum wird damit gehemmt und mit Nebenwirkungen ist kaum zu rechnen. Diese Therapie erfolgt lebenslänglich und der Tumor soll so „stabilisiert“ werden, um das Tier nicht weiter zu beeinträchtigen.
Amputation
Wächst ein Tumor z.B. in einen Knochen oder verändert das umliegende Gewebe so stark, dass eine saubere Entfernung nicht möglich ist, kommt manchmal nur noch die Amputation von Zehen, Gliedmassen, Schwanz oder Ohren in Frage. Das durch UV Strahlung verursachte Plattenepithelkarzinom an weissen Katzenohren kann meist nur durch die Amputation der Ohren vollständig entfernt werden. Die Katze kann sehr gut damit leben und der verbleibende Ohransatz ist gut behaart und somit weniger der Sonne ausgesetzt. Amputationen der Zehen werden von Hunden und Katzen gut toleriert, auch hier sind es oft Karzinome, die erst nur wie eine komplizierte Krallenbettentzündung aussehen aber nicht auf Antibiotika ansprechen. Ein Röntgenbild zeigt, ob der Knochen bereits betroffen ist, ist dies der Fall, ist die Zehe sehr schmerzhaft und eine Entfernung der Zehe ist angezeigt. Dass Amputationen von Gliedmassen den Tieren meist weniger Mühe bereiten als ein chronisch schmerzhafter Tumor, zeigt die Erfolgsgeschichte der Hündin Cayenne.
Quellen: http://www.tierklinik-hofheim.de/die-klinik/fachbereiche/onkologie/haeufige-tumorerkrankungen.html
Animal Oncology and Imaging Center AOI Hünenberg/Zug